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castell

Die Grafen von Castell

 

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Die Mark Brandenburg-Bayreuth

 

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Königreich Preußen

 

frankreichflagge

Province de Bayreuth

Frankreich

 

bayernwappen

Königreich Bayern

 

 

 

Neue Grenzen, häufig wechselnde Herrscher

 

Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts begann ein großer politischer Wandel in Deutschland und Europa.  Altershausen bekam aber relativ wenig von den Umwälzungen zu spüren.  1783 kaufte die Grafschaft Castell von den Freiherren von Münster das Amt Breitenlohe zurück.  Napoleons militärischer Zug über Europa grenzte allerdings die wachsende Macht Castells ein.  Laut Erhard Wolf:

 

"Trotz energischer Gegenwehr wurde 1806 die Grafschaft Castell dem Königreich Bayern einverleibt und am 20. September 1810 die gesamte Gerichtsbarkeit in der ehemaligen Grafschaft eingezogen.  Erst am 28. Juli 1811 erhielt Castell. seine Gerichtsbarkeit zurück und am 25. Januar 1814 konnten die Grafen nach langwierigem Austausch ein geschlossenes Herrschaftsgericht 1. Klasse, das dieselbe Kompetenz wie ein Landgericht hatte, in Burghaslach errichten.  Dieses wurde erst im Jahre 1833 endgültig aufgelöst.

 

(Ab 1792) zogen Österreicher, königstreue Franzosen, Italiener, Siebenbürger und Kroaten auf (der Hochstraße) nach Österreich.  Ihr Feldzug gegen die französische Republik war gescheitert; denn der republikanische General hatte sie außer bei Flaurus nach einmal bei Aldhoven (bei Jülich) am 2. Oktober 1794 entscheidend geschlagen und Ober den Rhein zurückgetrieben".

 

Hier spielte der Kleinweisacher Pfarrer (von 1794 bis 1824) Christian F. Buchrucker eine Rolle in der lokalen Geschichte.  Er war einer von drei bedeutenden Pfarrern in seiner Familie.  Sein Nachfolger war sein Sohn Johann C. Buchrucker, Kleinweisacher Pfarrer von 1826 bis 1831, und dessen Sohn Karl Buchrucker, geboren in Kleinweisach, war wiederum ein berühmter Pfarrer und Theologe.

 

KarlBuchrucker

                                                                                    Public Domain

Pfarrer, Theologe und Autor Karl Buchrucker

 

Karl Buchrucker war u. a. Gründer der Münchner Inneren Mission.  Sein Buch über seinen Kleinweisacher Großvater, Christian Friedrich Buchrucker, Ein Seelsorgerleben, ist eine der Quellen dieser Geschichte von Altershausen.

 

Karl Buchruckers Großvater, Pfarrer Christian F. Buchrucker, war gerade in Richtung Altershausen unterwegs, um den Gottesdienst abzuhalten.  Als er die Steige herunterkam, rasteten dort mehrere Wagen mit verwundeten Franzosen.  Er sprach sie in ihrer Muttersprache an, unterhielt sich mit ihnen über ihr Schicksal und hielt noch eine Feldpredigt in französischer Sprache ab.

 

Die Franzosen nahmen diese Worte dankend an.  Als sie wie­der weiterzogen, erzählten sie noch in weiter Entfernung, dass ein Geistlicher an einem Ort, wo sie es nie für möglich gehalten hätten, Worte des Lebens zu ihnen in ihrer Sprache predigte.

 

Ab 1792 gehörte die Markgrafenschaft Ansbach-Bayreuth zu Preußen.  1796 schaffte Preußen einen großen Teil der Feier- und Aposteltage ab.  Altershausen gehörte zum königlich-preußischen Justizamt Dachsbach.  Deswegen galt das Gesetz auch in Altershausen.  Am 28. September 1796 erhielt Pfarrer Buchrucker vom Justizrat Herrgott in Dachsbach ein Schreiben.  Herrgott hat nämlich verboten, dass Pfarrer Buchrucker am Michaelistag, damals Kirchweihtag in Altershause, einen Gottesdienst zu halten.

 

Der Pfarrer den Justizrat um die Erlaubnis, trotzdem predigen zu dürfen.  Er erklärte, dass er weder wegen des Feiertags noch wegen der Kirchweih predigen wollte, sondern vielmehr weil die Gemeinde an diesem Tag an der Reihe sei und es ihr "sehr nothtue".  Er bekam keine Antwort vom Justizrat.  Deshalb ritt er nach Burghaslach und schrieb einen Bericht an das ihm vorgesetzte Castell'sche Konsistorium.

 

Am Morgen des 29. Septembers, d. h. am Altershäuser Kirchweihtag, ritt Buchrucker wieder nach Altershausen und er hielt seine Predigt.  Während des Gottesdienstes erschienen vor der Kirche zwei preußische Husaren.  Am Ende seiner Predigt verhafteten die Soldaten den Pfarrer und auf Befehl des Justizrats brachten ihn nach Dachsbach  Erst Am nächsten Morgen verlangte man, dass er sich schriftlich verpflichtet hatte, in Zukunft die preußischen Verordnungen zu beachten.  Erst nachdem er das gemacht hat, wurde er wieder entlassen.

 

Nach dem Aussterben der Reichsfreiherrn zu Vestenberg in Burghaslach (1687), übten die Grafen zu Castell das Kirchenpatronat in der Pfarrei Burghaslach allein aus.  Diese überließ im Jahre 1797 der Herrschaft Castell gegen eine Zahlung von 7.250 Gulden alle ihre Pfarrlehen und Pfarruntertanen.

 

Damit kamen auch die beiden Altershäuser Pfarrlehen (heute die Anwesen Erich Faust und Karl Seydel) in den Besitz der Grafen zu Castell.  Die Besitzer der Pfarrlehen mussten ihren neuen Herren außer gewöhnlichen Abgaben auch als Abgabe bei Übernahme des Hofes auf den Erbweg Handlohn (10 % Abgabe bei Besitzwechsel unter Lebenden) und bei einen Türkenkrieg eine Türkensteuer entrichten  Ansonsten waren aber steuerfrei.

 

Nach dem Erlass des allgemeinen preußischen Landrechts und der allgemeinen preußischen Gerichtsordnung an 1. Januar 1796 verloren die Grafen zu Castell die gerichtliche Zuständigkeit in Altershausen.  Danach erklärten die Preußen das Justizamt Dachsbach als allein zuständig für alle Bewohner Altershausen.  1814 aber errichten die Grafen in Burghaslach ein Herrschaftsgericht I. Klasse.  Damit erreichten die Grafen, dass ihnen wieder eines der zwei Altershäuser Pfarrlehen gerichtlich bis 1848 unterstellt wurde.  1848 Jahr aber kam das Pfarrlehen zum Landgericht Neustadt/Aisch.

 

Am 16. Januar 1791 kaufte der König von Preußen die gesamtem Besitztümer mit allen Rechten von Markgraf Christian Friedrich Karl Alexander von Brandenburg Bayreuth.  Damit wurde die markgräfliche Seite Altershausens preußisch.  Fünf Jahre später, 1796, kam auch die Grafschaft Castell zu Preußen und damit auch die andere Seite des Dorfes.  Erhard Wolf schreibt:

 

"Die Anpassung an die preußische Monarchie ging langsam und stufenweise vor sich.  Der schon seit 1791 an der Spitze der Verwaltung der Markgrafschaften stehende Freiherr Karl August von Hardenberg erhielt gleich dem schlesischen Provinzialminister die Stellung eines preußischen Kabinettsministers.  Geradezu vizekönigliche Befugnisse waren in seine Hand gelegt.

 

Ab 1. Januar 1796 waren das allgemeine preußische Landrecht und die preußische allgemeine Gerichtsordnung verbindlich.  Die Fraischgrenzen, die seit dem 16. Jahrhundert endgültig ausgebildete Hochgerichtsbarkeit wurden zu Landesgrenzen gegenüber den Gebieten der Bistümer und sonstigen Landesherrn.  Am 19. Juli 1796 wurden die Fürstentümer für ein ganz geschlossenes Territorium erklärt in der alles der Landeshoheit unterworfen sei.  Die gesamte Justizgewalt und Oberaufsicht wurden nunmehr über alle Insassen gleichmäßig ausgeübt.

 

Die Verwaltung des Neustädter Gebietes oblag dem an 1. Juni 1797 neugebildeten Kammeramt Neustadt/Aisch.  Zu ihm gehörten das ehemalige Stadtvogteiamt Neustadt, das aufgehobene Klosteramt Dachsbach und die beiden erloschenen Klosterämter Münchsteinach und Birkenfeld.  In Münchsteinach saßen ein Klosterverwalter und ein Kastenmesser.

 

Das ebenfalls am 1. Juni 1797 neu gegründete Justizamt Dachsbach bestand aus dem ehemaligen Stadtvogteiamt Neustadt und den aufgehobenen Jurisdiktionsämtern Dachsbach und Münchsteinach.  Somit war das Justizamt Dachsbach für das gesamte Gebiet des Kammeramts Neustadt zuständig".

 

Aus den Aufzeichnungen von Pfarrer Christian F. Buchrucker geht hervor, dass um das Jahr 1800 herum jüdische Mitbür­ger in Altershausen lebten, um die er sich besonders be­mühte.  Über das weitere Schicksal der jüdischen Bewohner findet sich weder in den Kirchenbüchern noch in der Biographie Buchruckers ein Nachweis, so dass nur angenommen werden kann, dass sie später aus Altershausen wegsiedelten, da ab 1930 mit Sicherheit keine jüdischen Familien in Altershausen wohnten.

 

Preußens Herrschaft war allerdings relativ kurz, weil Napoleon Europa überrolte.  Durch den Frieden von Tilsit, am 7. Juli 1807 unterzeichnet, verlor Preußen alle Gebiete westlich der Elbe.  Das ehemalige Markgrafentum Ansbach kam zum Königreich Bayern.  Bayreuth und damit auch das Kammeramt Neustadt/Aisch wurde unter französische Verwaltung gestellt und hieß Province de Bayreuth.

 

Im Pariser Vertrag vom 28. Februar 1810 verkaufte Napoleon das Fürstentum Bayreuth an Bayern.  Am 5. Juli 1810 rückten in Neustadt/Aisch bayerische Truppen ein.  Das Königreich Bayern führte eine Verwaltungsreform durch.  Damit kam am 1. November 1810 das gesamte Bayreuther Unterland zum Rezatkreis, der 1838 in Regierungsbezirk Mittelfranken umbenannt wurde.  Die Rentämter wurden dann am 16. August 1811 gebildet.  Das Rentamt in Neustadt/Aisch wurde aus den bisherigen Kammerämtern Neustadt und Emskirchen gebildet.  1920 erfolgte die Umwandlung der Rentämter in die Finanzämter.

 

Am 6. Januar 1812 wurden die Landgerichte gebildet.  Aus dem Bereich des vormaligen preußischen Justizamtes Neustadt/Aisch in Dachsbach entstand das Landgericht in Neustadt/Aisch.  Ab 1814 war das Landgericht Neustadt/Aisch auch Kriminaluntersuchungsgericht für das neugebildete Herrschaftsgericht I. Klasse der Grafen Castell in Burghaslach.

 

Die standes- und gutsherrliche Gerichtsbarkeit im Bereich des Königreichs Bayern wurde am 4. Juni 1848 durch Gesetz aufgehoben.  Das Herrschaftsgericht der Grafen Castell in Burghaslach, das für Altershausen zuständig war, wurde damit aufgelöst.

 

Am 1.7.1862 entstanden einerseits die Verwaltungsbezirke, die Bezirksämter.  1939 verwandelten sich die Bezirke in Landkreise.  Die Landgerichte Markt Erlbach und Neustadt/Aisch bildeten den damaligen Landkreis Neustadt/Aisch.  Die Amtsgerichte bekamen dann die richterlichen Befugnisse für die meisten Fälle, die nicht vor die Landgerichte jüngerer Ordnung und vor die Geschworenen der Oberlandesgerichte gehörten.

 

Durch das Reichsgerichtsverfassungsgesetz 1879 wurden die Landgerichte zu Amtsgerichten, die Bezirksgerichte zu Landgerichten jüngerer Ordnung.  Dadurch wurden im heutigen Landkreis Neustadt/Aisch die Landgerichte Markt Erlbach und Neustadt zu Amtsgerichten, das Bezirksgericht Bad Windsheim zu einem Landgericht.  Die Amtsgerichte Neustadt/Aisch und Markt Erlbach wurden vom Landgericht Fürth und vomm Oberlandesgericht Nürnberg übernommen.

 

Ab 1813 gehörte Altershausen zur Ruralgemeinde Schornweisach.  Altershausen wurde allerdings 1818 wieder eine selbständige Gemeinde.  1823 stimmten die Altershäuser Gemeinderate der 1821 von Hombeer gewünschten Aufnahme in die Gemeinde zu.  Zuerst musste die Hombeerer eine Zusage machen, dass das Vermögen der beiden Orte getrennt bleiben sollte.  (Hombeer ist heute ein Ortsteil von Markt Taschendorf.)

 

Wegen der hohen Ausgaben für den Schulhausbau im Jahre 1826 konnte Altershausen in der folgenden Zeit keine größeren Projekte unternehmen.  Die Gemeinde beschränkte sich nur auf dringende Aufgaben.  1871 renovierte die Gemeinde die Weisachbrücke, die 1894 erweitert wurde.

 

Altershausen führte 1889 den Brunnenzins wieder ein, um die finanzielle Lage der Gemeinde zu verbessern.  Da es Damals gab es allerdings nur wenige private Brunnen.  Deshalb mussten die Benutzer der Gemeindebrunnen auch eine Abgabe leisten.

 

Das Casteller Konsistorium wurde 1806 aufgelöst .  Altershausen und Hombeer kamen dann zum 1807 neu errichteten Dekanat Burghaslach.  Die übrigen Orte der Pfarrei Kleinweisach gehörten bis 1833 zum Dekanat Mühlhausen.  Sie wurden erst 1833 dem Dekanat Burghaslach unterstellt.

 

Mitten im 19. Jahrhundert wurde die Armut in ganz Deutschland immer größer.  Altershausen war selbstver­ständlich keine Ausnahme.  Das führte nach Kreisheimatpfleger a. D. Heinz Kühlwein zusammen mit Geschichten über die neue Welt und den magischen Reiz des in den U.S.A. entdeckten Goldes zu einem Aufbruch in die Fremde.

 

Im gesamten Neustädter Raum, meinte Kühlwein, sind etwa 5.000 Personen nach Amerika ausgewandert.  Darunter waren 18 Altershäuser, die zwischen 1841 und 1885 weg segelten:

 

·             Bienenstein Maria, 1841

·             Krämer Konrad und Schorr Johann Peter, 1852

·             Die Zwillinge Johann Conrad Schorr und Johann Friedrich Schorr, 1858

·             Rammes Georg Leonhard und Lorenz und die Geschwister Johann und Anna Schmidt, 1859

·             Arnold Friedrich, Rammes Elisabeth mit 3 Kindern und Rammes Georg Adam, 1860

·             Bienenstein Zacharias, 1868

·             Bienenstein Johann, 1873

·             Bienenstein Johann Andreas, 1885

 

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Das Gasthaus Johann Michael Schönleben (heute Schlager) um die Jahrhundertwende.  Der rechts sichtbare Vorbau ist eine Kegelbahn die im 19. Jahrhundert vom damaligen Gastwirt Georg Schorr errichtet wurde.

 

Im 19. Jahrhundert begann das Gewerbe auch eine größere Rolle im tagtäglichen Leben Altershausen zu spielen.  Erhard Wolf berichtet:

 

"Dass in unserem Dorf im 19. Jahrhundert nicht nur Bauern lebten, erfahren wir aus der Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken von Eduard Vetter aus dem Jahre 1856, Dort lesen wir:

 

… Gastwirtschaft, 1 Mühle, 2 Schneider, 1 Krämer, 1 Schmied, 2 Schuster und 2 Weber.

 

Während es heute zwei Gastwirte, gibt, diente damals das jetzige Anwesen Biletzky als Wirtshaus.  Seine Vorfahren hatten das Schankrecht 1795 durch Kauf von Steinmüller (Haus Nr. 6) erworben.  Vor fast genau 100 Jahren, nämlich 1864 verlegte Johann Andreas Hieronymus den Bierausschank in das neuerrichtete Anwesen Nr. 30.

 

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Bild Copyright © 2010 Gisela Biletzky Koch, alle Rechte vorbehalten

Die 1862 von Paul Bienenstein erbaute Altershäuser Ziegelei (wo jetzt das Tiermuseum steht)

 

Viele Arbeitsplätze und damit auch neue Verdienstmöglichkeiten brachte für mehrere Dorfbewohner die Errichtung von drei Gewerbebetrieben.  Schon 1862 erbaute Paul Bienenstein eine Ziegelei (Red.: 1952 stillgelegt und 1975 abgerissen)."

 

Pferdestärke

Aus den Zeiten als PS wirklich Pferdestärke bedeutete

 

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